Sei unnütz
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Sei wie dieser Baum
Waltraud Herschold, 06.09.2020
Eine taoistische Geschichte erzählt von einem Baum, der alt und krumm war, mit Ästen wie knorrigen Tentakeln. Eines Tages lief ein Jünger bei einem Botengang an ihm vorüber. Er betrachtete das unnütze Ungestüm, und berichtete seinem Meister Laotse nach der Rückkehr, was er gesehen hatte. Laotse lachte. Er sagte: „Sei wie dieser Baum. Bist Du nützlich, wirst Du zersägt und zu Möbelstücken im Haus eines anderen gemacht. Bist Du schön, wird man Dich zur Ware machen und auf dem Marktplatz verkaufen. Sei wie dieser Baum … völlig unbrauchbar. Dann wirst Du in Ruhe wachsen können und alt werden und Tausende werden Schatten unter Dir finden.“ „Jedermann weiß“, fügte Laotse hinzu, „wie nützlich es ist, nützlich zu sein. Niemand scheint zu wissen, wie nützlich es ist, unnütz zu sein.“ Alles, was nicht nach Karriere klingt, ist heute in den Köpfen vieler Leute bedeutungslos, nutzlos. Kein Leben first-class, eher etwas, das man fast in Anführungsstriche setzen sollte: „Leben“. Tztztztztz… Man wird be- oder verurteilt, weil man gängigen „Idealen“ nicht entspricht oder man passt halt nicht auf das gewünschte „Format“ einer Stellenausschreibung, weil man diesen und jenen Abschluss nicht hat. Wie oft hört man Menschen über andere schimpfen: „Was ist schon aus DEM geworden, der ist ja nur…." Als wäre alles außerhalb von Meeting-Räumen, Gehaltsverhandlungen, Konzernwahnsinn und permanenter Selbstdarstellung nicht der Rede wert. Wir lassen uns widerspruchslos in vorgefertigte Formen und Normen pressen. Stutzen unsere Wünsche, Träume, unsere Einzigartigkeit zurecht und zwicken alles ab, was auch nur ein klein wenig übersteht. Am Ende passen wir wunderbar in die Standardform. Ohne die schiefen und krummen Äste, die unvernünftig in den Himmel ragen, als wollten sie ihn berühren... Was wäre das für ein schönes Bild….
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Sei wie dieser Baum
Waltraud Herschold, 06.09.2020
Eine taoistische Geschichte erzählt von einem Baum, der alt und krumm war, mit Ästen wie knorrigen Tentakeln. Eines Tages lief ein Jünger bei einem Botengang an ihm vorüber. Er betrachtete das unnütze Ungestüm, und berichtete seinem Meister Laotse nach der Rückkehr, was er gesehen hatte. Laotse lachte. Er sagte: „Sei wie dieser Baum. Bist Du nützlich, wirst Du zersägt und zu Möbelstücken im Haus eines anderen gemacht. Bist Du schön, wird man Dich zur Ware machen und auf dem Marktplatz verkaufen. Sei wie dieser Baum … völlig unbrauchbar. Dann wirst Du in Ruhe wachsen können und alt werden und Tausende werden Schatten unter Dir finden.“ „Jedermann weiß“, fügte Laotse hinzu, „wie nützlich es ist, nützlich zu sein. Niemand scheint zu wissen, wie nützlich es ist, unnütz zu sein.“ Alles, was nicht nach Karriere klingt, ist heute in den Köpfen vieler Leute bedeutungslos, nutzlos. Kein Leben first-class, eher etwas, das man fast in Anführungsstriche setzen sollte: „Leben“. Tztztztztz… Man wird be- oder verurteilt, weil man gängigen „Idealen“ nicht entspricht oder man passt halt nicht auf das gewünschte „Format“ einer Stellenausschreibung, weil man diesen und jenen Abschluss nicht hat. Wie oft hört man Menschen über andere schimpfen: „Was ist schon aus DEM geworden, der ist ja nur…." Als wäre alles außerhalb von Meeting-Räumen, Gehaltsverhandlungen, Konzernwahnsinn und permanenter Selbstdarstellung nicht der Rede wert. Wir lassen uns widerspruchslos in vorgefertigte Formen und Normen pressen. Stutzen unsere Wünsche, Träume, unsere Einzigartigkeit zurecht und zwicken alles ab, was auch nur ein klein wenig übersteht. Am Ende passen wir wunderbar in die Standardform. Ohne die schiefen und krummen Äste, die unvernünftig in den Himmel ragen, als wollten sie ihn berühren... Was wäre das für ein schönes Bild….
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